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Diese Petition wurde beendet
Offener Brief an die Dozierenden des Deutschen Seminars

Offener Brief an die Dozierenden des Deutschen Seminars

Diese Petition wurde beendet
50 Unterschriften

Offenerbrief D.
hat diese Petition erstellt, an folgende Zielperson/Zielgruppe:
Studierende des Deutschen Seminars der UZH

Liebe Professor*innen, liebe Dozierende


Im Rahmen der feministischen Aktionswoche haben wir im Mai 2019 am Deutschen Seminar über Genderfragen, Frauen*repräsentation und -sichtbarkeit in unseren Fächern nachgedacht. Vor einem Jahr haben wir in einem offenen Brief die missliche Lage kritisiert, dass Autorinnen* in der Lehre der Deutschen Sprach- und Literaturwissenschaft nicht nur kaum repräsentiert werden, sondern auch, dass dieses Fehlen selten thematisiert wird.
Dieser Umstand gibt Anlass dazu, die Wissenskonstitution am Deutschen Seminar zu hinterfragen und unsere eigene Arbeit zu reflektieren. In diesem Zusammenhang haben wir im letzten Jahr einen offenen Brief mit Änderungsvorschlägen verfasst, den über hundert Student*innen unterzeichnet und den wir an Sie weitergereicht haben. Heute jährt sich der Frauen*streik, was wir zum Anlass nehmen, die Implementierung unserer Änderungsvorschläge aus dem letzten Jahr zu evaluieren und mit weiteren Forderungen zu mehr Diversität in Lehre und Forschung am Deutschen Seminar zu ergänzen:

1) Wir fordern mehr Autorinnen* auf den Leselisten der PO-Prüfungen NDL und ÄDL. Vor einem Jahr haben wir darauf aufmerksam gemacht, dass Autorinnen* in den Werklisten massiv unterrepräsentiert sind – weniger als ein Fünftel der Werke, die im Verzeichnis für die PO-Prüfung NDL aufgeführt waren, stammte von Autorinnen*. Nicht nur wurde im Rahmen der Bologna-Reform in der Arbeitsgruppe zur Revision der Werklisten unser Anliegen nicht beachtet, vielmehr wurde der Anteil der Autorinnen* nochmals halbiert: Auf der jetzigen Liste sind lediglich 10 von 90 Werken von Autorinnen*, was einem Autorinnen*anteil von 11% entspricht.
Bereits 2019 hatten wir auf das Missverhältnis im Bereich Wahlpflichttexte Literaturtheorie hingewiesen: Lediglich 2 von 45 Werken stammten damals von Autorinnen*. In der revidierten Fassung gibt es keinen einzigen literaturtheoretischen Text von Autorinnen*.

2) Die Frage nach der Kanonbildung soll bereits in den Basismodulen so diskutiert werden, dass die Studierenden auf die Produktionsbedingungen von Texten und Wissenschaft aufmerksam gemacht werden.
Wer darf/durfte wie und was schreiben und wer entscheidet über den Kanon? Eine Diskussion um die soziokulturellen, politischen Bedingungen der deutschen Literatur und ihrer Geschichte soll ebenfalls Teil des Studiums sein. Gerade weil die PO-Prüfungslisten aktiv zur Kanonbildung beitragen, sei auch hier nochmals mit Nachdruck gesagt: Ein höherer Anteil von Autorinnen* unterstützt ein Weiterdenken des Kanons.

3) Wir fordern mehr Präsenz von Schriftstellerinnen* und Theoretikerinnen* in den Lehrveranstaltungen am DS.
Bereits der Blick in die Vorlesungsverzeichnisse der vergangenen Semester zeigte, dass Autorinnen* stark unterrepräsentiert sind. Wir stellen fest, dass weiterhin nur sehr wenige Veranstaltungen zu Autorinnen* geplant und Texte von Autorinnen* auch im Syllabus zu den Veranstaltungen unterrepräsentiert sind.

4) Wir fordern mehr Diversität in Forschung und Lehre am Deutschen Seminar. In der Diversity Policy der Universitätsleitung vom 13. März 2018 heisst es unter dem Punkt Gesellschaftliche Verantwortung wahrnehmen : «Vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Veränderungen schärft die UZH das Bewusstsein ihrer Angehörigen für aktuelle Fragestellungen und Anforderungen bezüglich Diversität und Inklusion. Sie unterstützt den nachhaltigen Auf- und Ausbau entsprechender Kompetenzen.» Für die Deutsche Sprache, Geschichte, Literatur und Kultur ist die kritische Auseinandersetzung mit Rassismus, (Post-)Kolonialismus und Ableismus/Disablismus von grosser Relevanz, ebenso wie die Inklusion von queeren Identitäten und Poc. Entsprechende Auseinandersetzungen und Perspektiven bilden ein gewaltiges Desiderat in Lehre und Forschung am Deutschen Seminar.

5) Die Merkblätter zum Verfassen einer Seminararbeit sollen auf gendergerechte Sprache und Schreibweisen aufmerksam machen und Vorschläge für verschiedene Umsetzungsvarianten bieten.
Es soll keine Verpflichtung sein, diese Vorschläge auszuführen. Vielmehr geht es darum, auf diese Möglichkeit hinzuweisen und eine Reflexion über bewussten Sprachgebrauch anzuregen. Michael O. Hengartner schrieb dazu im Geleitwort zum Leitfaden Geschlechtergerecht in Text und Bild , der sich an alle UZH-Angehörigen richtet: «Die UZH hat den Anspruch, allen Universitätsangehörigen optimale Bedingungen zu bieten und dies auch in einer geschlechtergerechten Sprache zum Ausdruck zu bringen. Lange war es üblich, dass Frauen in deutschen Texten nicht direkt genannt, sondern im « generischen Maskulinum » bloss mitgemeint waren. Dass das heute nicht mehr geht, ist nicht nur eine Frage des Respekts. Wir alle haben inzwischen verstanden, dass Sprache die Art und Weise beeinflusst, wie wir die Welt wahrnehmen und gestalten.»

Ein Hinweis zur gendergerechten Sprache findet sich bis anhin in keiner Wegleitung zum Verfassen einer Seminararbeit von NDL, ÄDL oder Linguistik. Im Merkblatt zum Verfassen einer Schriftlichen Übung/Arbeit der ÄDL ist gar nur von dem Autor / den Autoren die Rede, auch wenn explizit Autorinnen* als Beispiele genannt werden; ebenso in der Präsentation Informationsveranstaltung «Ältere deutsche Literatur – Lektüren und Interpretationen» .

Wir wünschen, dass unsere Anliegen mehr Beachtung finden.

Vielen Dank und freundliche Grüsse,

die Unterzeichnenden des Offenen Briefs 2.0


Anhang:

In memoriam
80 Autorinnen*, die es am Deutschen Seminar mal zu lesen gab:

- Sophie von La Roche
- Anna Seghers
- Ingeborg Bachmann
- Elfriede Jelinek
- Joan Rivière
- Judith Butler
- Anna Louisa Karsch
- Sophie Mereau
- Luise Adelgunde Victorie Gottsched
- Bettina von Arnim
- Marie von Ebner-Eschenbach
- Louise von François
- Therese Huber
- Eugenie Marlitt
- Johanna Schopenhauer
- Bertha von Suttner
- Henriette von Hardenberg
- Mascha Kaléko
- Gertrud Kolmar
- Gertrud von le Fort
- Ilse Aichinger
- Rose Ausländer
- Erika Burkart
- Hilde Domin
- Anne Duden
- Elke Erb
- Ulla Hahn
- Sarah Kirsch
- Christine Lavant
- Friederike Mayröcker
- Helga M. Novak
- Christa Reinig
- Nelly Sachs
- Yōko Tawada
- Silja Walter
- Lou Andreas-Salomé
- Isolde Kurz
- Annemarie Schwarzenbach
- Regina Ullmann
- Helene Böhlau
- Hedwig Dohm
- Elisabeth Gerter
- Enrica von Handel-Mazzetti
- Irmgard Keun
- Annette Kolb
- Cécile Ines Loos
- Gabriele Reuter
- Franziska zu Reventlow
- Maria Waser
- Margrit Baur
- Dorothea Dieckmann
- Marlen Haushofer
- Elisabeth Langgässer
- Helen Meier
- Erica Pedretti
- Ilma Rakusa
- Helga Schubert
- Verena Stefan
- Grete Weil
- Christa Wolf
- Unica Zürn
- Gisela Elsner
- Barbara Frischmuth
- Eveline Hasler
- Monika Maron
- Mariella Mehr
- Irmtraud Morgner
- Herta Müller
- Emine Sevgi Özdamar
- Ruth Rehmann
- Brigitte Reimann
- Christa Reinig
- Margrit Schriber
- Claudia Storz
- Karin Struck
- Ingeborg Drewitz
- Lotte Ingrisch
- Gerlind Reinshagen
- Friederike Roth
- Ginka Steinwachs


>> Von den 80 Autorinnen* wären 26 auch für Leselisten, die um 1930 enden, zu berücksichtigen.






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