Forderung nach sofortigem und uneingeschränktem Zugang zum vom Krieg heimgesuchten Tigray und nach Beendigung des Hungers
In Tigray (Nordäthiopien) hat sich durch den seit dem 4. November 2020 wütenden Bürgerkrieg eine gewaltige humanitäre Krise entwickelt. Die Situation ist nicht nur für die lokale Bevölkerung dramatisch, der Konflikt hat auch unerwünschte Folgewirkungen am Horn von Afrika, innerhalb Äthiopiens und auch weit darüber hinaus. Immer wieder tauchen Berichte über ethnisch motivierte Gewalt, Tötungen, massive Plünderungen, sexuelle Gewalt, gewaltsame Rückführungen von Flüchtlingen und mögliche andere Kriegsverbrechen auf. Zudem gibt es zahlreiche Beweise für die Präsenz eritreischer Truppen in Tigray. Mehr als 2 Millionen Menschen wurden innerhalb des Bundeslandes Tigray vertrieben. Am 19. Januar 2021 schätzte das Amt der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA), dass 4 Millionen Menschen dringend auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen sind, das sind etwa zwei Drittel der Bevölkerung von Tigray. Besonders alarmierend ist die Situation für Millionen von Kindern, die unschuldige Opfer dieser grausamen Krise sind. UNICEF schätzt, dass trotz eines Abkommens über den Zugang für humanitäre Hilfe in die Region etwa 2,3 Millionen Kinder inmitten der von kriegerischer Gewalt betroffenen Gebiete von jeglicher Hilfe abgeschnitten sind.
Während die Menschen dringend auf Unterstützung angewiesen sind, bleibt der Zugang zur Region viel zu begrenzt, was es unmöglich macht, alle Menschen in Not zu versorgen. Je länger sich der Zugang verzögert, desto schlimmer wird die Situation. Die Vorräte an Nahrungsmitteln, einschließlich gebrauchsfertiger therapeutischer Nahrung zur Behandlung von Unterernährung bei Kindern, Medikamenten, Wasser, Treibstoff und anderen Grundversorgungsgütern werden zunehmend knapp, wenn sie nicht schon vollständig erschöpft sind.
Es liegt im besten Interesse Äthiopiens und der gesamten Region des Horns von Afrika, gemäß der Vereinbarung mit dem UNHCR vom 2. Dezember 2020, den ungehinderten humanitären Zugang zu erleichtern. Dieses Abkommen wurde bisher nicht in die Praxis umgesetzt.
Wir fordern die äthiopische Regierung außerdem dringend auf, dafür zu sorgen, dass alle beteiligten Parteien die freie Bewegung von Zivilistinnen und Zivilisten zulassen, damit diese sich in Sicherheit bringen können. Dies schließt diejenigen ein, die versuchen, die Grenze zu überqueren und internationalen Schutz suchen. Das Telefonnetzwerk sollte wiederhergestellt werden und der Zugang internationaler Medien und unabhängiger Beobachter*innen muss ebenfalls erlaubt werden.
Diese Petition dient der Unterstützung eines internationalen Appells, der von Wissenschaftler*innen gestartet wurde: „Tigray (Ethiopia) - In absence of major international diplomacy and rescue, towards a repeat of the great famine of 1984-1985“ ( https://forms.gle/NLXtbGxjPkbXujt49 ). Sie wird an die zuständigen äthiopischen Behörden geschickt, darunter das Friedensministerium und das Büro des Premierministers.
Die Initiator*innen können unter urgentappealtigray@gmail.com erreicht werden.