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Stiftung Buchkunst: Wider „das schöne (deutsche) Buch“
Ingo O.
hat diese Petition erstellt, an folgende Zielperson/Zielgruppe:
Stiftung Buchkunst
Gestaltung ist immer politisch. Grafikdesign in der heutigen Zeit anders zu denken, wäre verantwortungslos, denn (Grafik)Design beeinflusst unseren hyper-medialisierten Alltag so stark wie kaum eine andere ästhetische Disziplin.
Angesichts kapitalistischer Vereinnahmung und zunehmender populistischer Verzerrung von Sprache und Kommunikation muss Grafikdesign im Allgemeinen und Buchgestaltung im Besonderen, ein Ort differenzierter ästhetischer Verhandlung sein: Sie ist integraler Bestandteil unserer Sprach- und Schreibkultur; hier werden gesellschaftliche Übersetzungen entwickelt und umgesetzt. Das Wechselspiel zwischen Verhandeln, Erproben und Anwenden beschreibt einen offenen Prozess, der mindestens so viel Experiment wie Pragmatismus erfordert. Buchgestaltung primär affirmativ und in kommerziellen Verwertungszusammenhängen zu denken, ist eine unzutreffende und unverantwortliche Verengung, denn kritische Ästhetik trägt weiter als jede Marketingstrategie. Es braucht darum ein Forum, das diesen zentralen Aspekt kritisch-ästhetischen Kulturschaffens fördert und vermittelt.
Die Stiftung Buchkunst will ein solcher Ort sein. Lässt man die Stiftungsarbeit der letzten Jahre allerdings Revue passieren, drängt sich der Eindruck auf, dass die Stiftung „das schöne Buch“ als marktgerechtes Erbauungsaccessoire mit Renditepotenzial missversteht und den nationalen wie internationalen Diskurs kritischer Buchästhetik systematisch ausblendet. Kurz gesagt: Die Stiftung Buchkunst agiert wie ein nationaler Interessenverband der Druck- und Verlagsindustrie, nicht aber wie eine Kultur fördernde und von Kulturförderung bedachte Institution, die virulente buchkünstlerische/buchgestalterische Diskurse spiegeln sollte.
Wir – die Unterzeichner*innen dieses offenen Briefes – plädieren deshalb für einen alternativen und transnationalen buchästhetischen Diskurs innerhalb und außerhalb der Stiftung Buchkunst, der die Bandbreite buchgestalterischer Reflexion und Innovation sowie das künstlerische Experiment spiegelt – egal ob dies am Markt, in Kulturinstitutionen oder an Hochschulen passiert.
Wir brauchen deshalb Jurys, die diese Kontexte nicht feindlich und hierarchisch voneinander abgrenzen, sondern herausragende Buchgestaltung aufspüren und zur Diskussion stellen. Sollte sich ein solcher Ansatz in der Stiftung Buchkunst nicht abbilden lassen, machen wir uns für eine alternative Institution buchkünstlerischen Diskurses stark, die Schulter an Schulter und auf Augenhöhe mit internationalen Jurys agiert.
Bildunterschrift: Clegg & Guttmann, Öffentliche Bibliothek auf dem jüdischen Friedhof, Krems an der Donau, 1991
Initiatoren
Unterzeichner*innen
Angesichts kapitalistischer Vereinnahmung und zunehmender populistischer Verzerrung von Sprache und Kommunikation muss Grafikdesign im Allgemeinen und Buchgestaltung im Besonderen, ein Ort differenzierter ästhetischer Verhandlung sein: Sie ist integraler Bestandteil unserer Sprach- und Schreibkultur; hier werden gesellschaftliche Übersetzungen entwickelt und umgesetzt. Das Wechselspiel zwischen Verhandeln, Erproben und Anwenden beschreibt einen offenen Prozess, der mindestens so viel Experiment wie Pragmatismus erfordert. Buchgestaltung primär affirmativ und in kommerziellen Verwertungszusammenhängen zu denken, ist eine unzutreffende und unverantwortliche Verengung, denn kritische Ästhetik trägt weiter als jede Marketingstrategie. Es braucht darum ein Forum, das diesen zentralen Aspekt kritisch-ästhetischen Kulturschaffens fördert und vermittelt.
Die Stiftung Buchkunst will ein solcher Ort sein. Lässt man die Stiftungsarbeit der letzten Jahre allerdings Revue passieren, drängt sich der Eindruck auf, dass die Stiftung „das schöne Buch“ als marktgerechtes Erbauungsaccessoire mit Renditepotenzial missversteht und den nationalen wie internationalen Diskurs kritischer Buchästhetik systematisch ausblendet. Kurz gesagt: Die Stiftung Buchkunst agiert wie ein nationaler Interessenverband der Druck- und Verlagsindustrie, nicht aber wie eine Kultur fördernde und von Kulturförderung bedachte Institution, die virulente buchkünstlerische/buchgestalterische Diskurse spiegeln sollte.
Wir – die Unterzeichner*innen dieses offenen Briefes – plädieren deshalb für einen alternativen und transnationalen buchästhetischen Diskurs innerhalb und außerhalb der Stiftung Buchkunst, der die Bandbreite buchgestalterischer Reflexion und Innovation sowie das künstlerische Experiment spiegelt – egal ob dies am Markt, in Kulturinstitutionen oder an Hochschulen passiert.
Wir brauchen deshalb Jurys, die diese Kontexte nicht feindlich und hierarchisch voneinander abgrenzen, sondern herausragende Buchgestaltung aufspüren und zur Diskussion stellen. Sollte sich ein solcher Ansatz in der Stiftung Buchkunst nicht abbilden lassen, machen wir uns für eine alternative Institution buchkünstlerischen Diskurses stark, die Schulter an Schulter und auf Augenhöhe mit internationalen Jurys agiert.
Bildunterschrift: Clegg & Guttmann, Öffentliche Bibliothek auf dem jüdischen Friedhof, Krems an der Donau, 1991
Initiatoren
-
Ingo Offermanns
Professor für Grafik
Hochschule für bildende Künste Hamburg -
Markus Dreßen
Professor für Grafikdesign
Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig -
Markus Weisbeck
Professor für Grafikdesign
Bauhaus-Universität Weimar
Unterzeichner*innen
-
Fons Hickman
Professor für Grafikdesign/Kommunikationsdesign
Universität der Künste Berlin -
Ulrike Stoltz
Professorin für Typografie
Hochschule für bildende Künste Braunschweig -
Roman Wilhelm
Vertretungsprofessor für Typografie
Hochschule für bildende Künste Braunschweig -
Tania Prill
Professorin für Typografie
Hochschule für Künste Bremen/Department Kunst und Design -
Andrea Rauschenbusch
Professorin für Kommunikationsgestaltung, Corporate Design
Hochschule für Künste Bremen/Department Kunst und Design -
Ulrike Brückner
Professorin für Grundlagen der Gestaltung / Konzeption und Entwurf
Fachhochschule Dortmund -
Lars Harmsen
Professor für Konzeption und Entwurf/Typografie und Layout
Fachhochschule Dortmund -
Sabine an Huef
Professorin für Grafikdesign
Fachhochschule Dortmund -
Andreas Uebele
Professor für Typografie, Buchgestaltung
Hochschule Düsseldorf -
Victor Malsy
Professor für Typografie
Hochschule Düsseldorf -
Sabine Golde
Professorin für Buchkunst
Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle -
Matthias Görlich
Professor für Kommunikationsdesign/Informationsdesign
Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle -
Andrea Tinnes
Professorin für Schrift und Typografie Burg Giebichenstein
Kunsthochschule Halle -
Heike Grebin
Professorin für Typografie
Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg -
Dorothee Weinlich
Professorin für Kommunikationsdesign, Typografie/Corporate Design
Hochschule Hannover -
Michael Kryenbühl
Professor für Kommunikationsdesign/Gestaltung mit digitalen und vernetzten Medien
Staatliche Hochschule für Gestaltung Karlsruhe -
Sereina Rothenberger
Professorin für Kommunikationsdesign
Staatliche Hochschule für Gestaltung Karlsruhe -
Ivan Weiss
Professor für Kommunikationsdesign/Gestaltung mit digitalen und vernetzten Medien
Staatliche Hochschule für Gestaltung Karlsruhe -
Gabriele Franziska Götz
Professorin Visuelle Kommunikation/Redaktionelle Gestaltung
Universität Kassel | Kunsthochschule -
Ludovic Balland
Professor für Typografie und Editorial Design
Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig -
Stephan Müller
Professor für Type-Design
Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig -
Sascha Lobe
Professor für Typografie
Hochschule für Gestaltung Offenbach -
Uli Cluss
Professor für Kommunikationsdesign
Staatliche Akademie der bildenden Künste Stuttgart -
Gerwin Schmidt
Professor für Kommunikationsdesign
Staatliche Akademie der bildenden Künste Stuttgart -
Anna Berkenbusch
Professorin für Kommunikationsdesign Burg Giebichenstein
Kunsthochschule Halle -
Stephan Müller
Professor für Type-Design
Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig -
Dr. Roland Mönig
Kunst- und kulturwissenschaftlicher Vorstand/Direktor Saarlandmuseum
Stiftung Saarländischer Kulturbesitz -
Indra Kupferschmid
Professorin für Kommunikationsdesign/Typografie
Hochschule der Bildenden Künste Saar, Saarbrücken -
Renate Stefan
Buchgestalterin und langjährige Herstellungsleiterin des Berlin Verlages und der »Anderen Bibliothek« (nach deren Übernahme durch den Aufbau-Verlag) -
Uta Kopp
Gastprofessorin für Typografie und Buchgestaltung
Kunstakademie Münster -
Julia Blume
Institut für Buchkunst an der HGB Leipzig und Vorsitzende der Vereins zur Förderung von Grafik und Buchkunst zur Vergabe des Walter-Tiemann-Preises
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